Bicicletta da Corsa - Ventiquattro
pagina #26 www.biciclettadacorsa.de MALOJA PUSHBIKERS Mönchsrot bei der Österreich Rundfahrt Ein Blick auf die Startliste verrät: Movistar ist da, CCC Pro Cycling Team, Team Dimension Data, Israel Cycling Academy, die österreichischen Profimannschaften. So auch die Maloja Pushbikers. „Für uns ist die Österreich Rundfahrt die wichtigste Rundfahrt im Rennkalender. Die Etappen sind vor der Haustür, man fährt ‚daheim‘. Die Fahrer machen sich Druck und sind besonders motiviert, denn hier schauen nicht nur eine Menge Radsportbegeisterte zu, sondern auch Freunde und Be- kannte“, erklärt Christian Grasmann, Teamchef der Pushbikers und selbst ehemaliger Radsportprofi. „Für uns ist es wichtig, dass wir hier im Zusammenspiel mit den großen World Tour Teams eine gute Präsenz zeigen, zudem unseren eigenen Leistungsstand austesten. Die Ö-Tour nutzen wir aber auch für den Kontakt zu unserem Netzwerk. Sponso- ren fahren im Teamfahrzeug mit und erleben ‚ihre Mannschaft‘ vor Ort, man geht gemeinsam essen nach der Etappe.“ Die über 16.000 Höhenmeter der Österreich Rundfahrt sind eine Ansage, der Großglockner und das Kitzbüheler Horn legendär. Für die Pushbikers begannen die Vorbereitungen früh, mit hochkarätigen Ren- nen wie der Tour de la Provence, demRadklassiker Rund umKöln sowie der Tour of Bihor, Oberösterreich Rundfahrt und zuletzt der anspruchs- vollen Tour de Savoie Mont Blanc als Feinschliff. Die Fahrer sammeln nicht nur Kilometer, sondern spielen sich ein in ihren jeweiligen Rollen für- und miteinander. Der sportliche Leiter Christoph Resl, Pfleger und Mechaniker opfern viel Zeit, um alles möglichst perfekt vorzubereiten. Im Prolog startete das Team solide, aber nicht allzu angriffslustig. Aber schon am Ende der ersten Etappe stand ein Top-Ten-Platz zu Buche: Daniel Auer fuhr als Neunter und bester Österreicher über die Ziellinie. Das ließ für die kommenden Tage auf Großes hoffen. Bereits am nächsten Tag auf der Etappe von Zwettl nach Wiener Neustadt schien alles zu stimmen: Lange Zeit fuhr ein Führungs-Quar- tett vorne weg, das aber ca. zwölf Kilometer vor Wiener Neustadt vom Feld eingeholt wurde. Kein Fahrer konnte sich mehr absetzen, und so kam es bei starkem Seitenwind vor zahlreichen Zuschauern zum Massensprint – den Tom Devriendt von Wanty-Gobert vor Jannik Steimle vom Team Vorarlberg Santic für sich entscheiden konnte. Obwohl er wie am Vortag als bester Österreicher ins Ziel kam, war Daniel die Enttäuschung über die wenigen Zentimeter, die ihm aufs Podium fehlten und somit „nur“ Rang sechs bedeuteten, anzusehen und anzuhören: „Ich war auf Janniks Hinterrad, aber links befanden sich leider einige Fahrer von CCC, da kam ich nicht vorbei.“ Auch ein Fahrer wie Johannes Schinnagel hatte bei der Österreich Rundfahrt die Top 10 der Gesamtwertung im Blick. Dass dieses Ziel durchaus im Bereich des Möglichen liegt, bewies er am vorletzten Tag mit Rang acht bei der Zielankunft in Kitzbühel. Überhaupt zeigten sich die Maloja Pushbikers auf dieser Etappe: Bereits nach rund 40 Kilo- metern bildete sich eine erste Fluchtgruppe aus sechs Fahrern. Neben Tour de France-Etappensieger Brice Feillu von Arkea – Samsic war auch Yannik Achterberg mit dabei. Nach der Bergwertung in Gerlos reduzierte das Feld den Rückstand auf die Ausreißer allerdings zuse- hends, bis die nur mehr 1:40 Minuten voran waren. Über die Wildschönau führte die Strecke analog zur Straßenrad-WM 2018 nach Kitzbühel, der Abstand zum Feld schrumpfte und ab ca. 25 Kilo- meter vor dem Ziel ging es dann richtig zur Sache: Feillu und Wirtgen versuchten sich abzusetzen, die Anspannung stieg im Peloton, es bildete sich eine Verfolgergruppe, eine Attacke folgte der nächsten, nach einem schweren Sturz im Hauptfeld bildet sich eine neue Spitzengruppe. Auf den letzten 15 Kilometern dann eine wahre Sturz- orgie, bei der es leider auch Daniel Auer erwischte. Das Feld setzte schließlich geschlossen zum Zielsprint an, und Johannes Schinnagl beendete die Etappe auf Rang acht in der Gamsstadt. Auch am letzten Tag der 71. Österreich Rundfahrt war er der beste Pushbiker mit Rang 39 hinauf aufs Kitzbüheler Horn. Das Fazit fällt nüchtern, aber nicht negativ aus: „Sicherlich habenwir von einer Podiumsplatzierung geträumt und im Sprint mit Daniel Auer ge- rechnet, was er auch gut erfüllt hat. Daniel ist 2019 eine beständig gute Saison gefahren, holte unter anderem die Bronze Medaille im Straßen- rennen bei den European Games und siegte beimersten Rennen der Rad Bundesliga.“ Ein Podiumsplatz ist immer eine besondere Genugtuung für die Arbeit, die das gesamte Teamwährend einer solchen Tour leistet – das Personal dahinter mit eingeschlossen. „Man sieht aber, dass die Leistungsdichte in diesem Sport doch extrem ist“, so Grasmann. „Es gibt viele andere gute Fahrer, die enormes Potential haben.“
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