Bicicletta da Corsa - Venti­tré

pagina #21 www.biciclettadacorsa.de „Tausendsassa auf zwei Rädern“ BENITA WESSELHOEFT Organisiert und strukturiert – das dürfte ganz allgemein auf das Multitalent Benita Wesselhoeft zutreffen. Muss sie wahrscheinlich auch sein, bei diesem Tagespensum: „In der Regel gehe ich gegen 7 Uhr aus dem Haus. Dann fahre ich mit dem Rad los, um Training als Personaltrainerin zu geben. Dann fahre ich von dort zwölf Kilo- meter weiter und arbeite bis zumNachmittag imFahrradladen. An- schließend fahre ich noch eine kleine Runde und dann geht‘s nach Hause. Meine Airbrush-Zeit ist in der Regel amMontag oder amFrei- tag, wenn ich nicht trainieren muss, oder wenn schlechtes Wetter ist“, zählt sie auf. Und fügt nach einer kurzen Pause lachend hinzu: „Mein Tag ist also schon ganz gut voll!“ SobestimmenddasRad in ihremLeben ist, sowenigwar dies voraus- zusehen. Benita Wesselhoeft kommt 1984 in Hamburg zur Welt, wo sie auch ihre ersten Lebensjahre verbringt. Mit 13 zieht die Familie für vier Jahre nach London. „Ich habe dort viel Hockey gespielt, fast so viel, wie ich jetzt Rad fahre. Aber das Hockeyspielen geht auf die Gelenke, die Knie und den Rücken. Und per Zufall bin ich dannmit 18 Jahren zumRadsport gekommen.“ Von Beginn an war sie fasziniert: „DieFreiheit, überall hinfahrenzukönnen, womanwill! DieDistanzen, diemanzurücklegenkannunddieVielseitigkeit desRadsports–man kann immer und überall Radfahren“, referiert sie noch heute begeis- tert über die Liebe zumRadsport. Das „immer und überall“ ist in ihrem Fall durchaus wörtlich zu neh- men: „Rennen fahre ich fast das ganze Jahr. Im Herbst und Winter starte ich bei Crossrennen, im Februar beginnt dann schon die Vor- bereitungauf dieStraßensaison.“Wobei sie ihreLiebegerecht verteilt: „Wenndie Cross-Saison vorbei ist, bin ich traurig, freuemichaber um- gekehrt bereits wieder auf die Straßensaison. Und umgedreht. Bei Crossrennen macht es Spaß, im Dreck zu spielen, aber es ist meist kalt. Bei Straßenrennen hat man mehr Möglichkeiten, ist taktischer unterwegs und die Rennen ähneln mehr einem Mannschaftssport.“ ZuBeginn ihrer Karriere tat sie sich genau damit schwer: „Ichmusste erst lernen, ein Rennen zu lesen. Dann hatte ich noch kein Gefühl für das Fahrrad. Undso sah ich inder erstenSaisonziemlichgeschunden aus, weil ich jeden Tag neue blaue Flecken hatte.“ Als Rennrad-Fahrerin bezeichnet sich Benita als Teamplayer: „Ich ar- beite viel als Helfer, attackiere, fahre Löcher zu oder andere Fahrerin- nenwieder nachvornodermachamBerg Tempo. Ich landedannzwar selbst nicht immer eine super Platzierung, bin dafür aber ein gutes und aktives Rennen gefahren.“ Als Teammanagerin muss sie aber doch ab und an ein „Machtwort“ sprechen: „Zum Rennteam zählen zwölf Mädels mit ihren jeweiligen Renninteressen. Da muss ich die Zügel inder Handhalten, obwohl ichkeinAlpha-Tierchenbin. Aberman wächst ja mit seinen Aufgaben“, erzählt sie aus dem Nähkästchen des IGOS CycleCafe-Rennteams. Gegründet hat siedasRennteam, weil ihr einentsprechendesAngebot in Hamburg fehlte: „Bei uns imNorden gibt es viele Rennen, aber die Frauenmüssendafür extremweiteDistanzenzurücklegen. Das Team soll einen Anreiz für motivierte Frauen in Hamburg darstellen.“ Das IGOS CycleCafe-Rennteam fährt in der Deutschen Bundesliga, nach- demsie viele entsprechende Anfragen erreicht hatten. „Als dann das Finanzielle geklärt war, war der Weg für eine Bundesligamannschaft frei. Auch unser Start im kommenden Jahr ist bereits gesichert. Na- türlich habenmir für den Aufbau vieleMenschen geholfen, beispiels- weise Thorsten Frahm mit seinem Netzwerk und seinem Coaching oder Holger Röthigmit Beratung, Bikefittingusw.“, erzählt Benita, und fügt – ganz Teamplayer – hinzu: „Und natürlich auch meine Mädels, die das allesmittragen undmich unterstützen.“ Über dieErfolge ihrerMannschaft freut sie sichgenausowieüber ihre persönlichen, Teamerfolgesindgenausowichtigwie Topplatzierungen einzelner Fahrerinnen: „Denn dafür sindwir ja ein Team!“ Sowundert es nicht, wenn sie über den vierten Rang in Karbach Ende Mai schwärmt: „Wir sind mannschaftlich extrem geschlossen gefahren, haben füreinander gekämpft, uns gegenseitigmotiviert undangefeu- ert. Wir haben zwar nicht gewonnen, aber es war ein toller mann- schaftlicher Erfolg!“ Dennächstenwill siebereitsEnde Junimit ihremTeameinfahren, bei der deutschenMeisterschaft amSachsenring: „Ich freuemich schon sehr darauf. Der Sachsenring ist ein toller Kurs.“ Und am Ruhetag streut sie vielleicht einkleines Airbrushein–wiegesagt: Vielseitigkeit ist Benita Wesselhoefts zweiter Vorname. STECKBRIEF Wohnort Hamburg Alter 34 Disziplin Cross, Zeitfahren, Windkante, wellige und bergige Rennen Beruf Personaltrainerin, Teammanagerin IGOS CycleCafe-Rennteam, Airbrush-Künstlerin Familie verheiratet mit Robert Karrasch-Wesselhoeft, ein gemeinsamer Sohn) TEAMS 2012 Stuttgart 2015 Maxx – Solar bzw. 2016 Maxx - Solar - Buchel 2017 D.Velop - CycleCafe Ladies 2018 IGOS CycleCafe 2018 D.Velop - CycleCafe 2019 IGOS - Pirate - CycleCafe ERFOLGE _ Mehrfache Landesmeisterin der Nordverbände Straße, Zeitfahren, Cross _ 3. Platz Deutschland Cup Magstadt 2014 _ 8. Platz DM Cross 2015 _ 11. Platz DM Einzelzeitfahren 2016 _ 1. Platz Mannschaftswertung Radbundesliga 2016/17 _ 3. Platz Gesamt Deutschland Cup Cross 2018/19 _ Mehrere Podiumsplatzierungen Deutschland- Cup Cross 2018/19 team-igos.de

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