Bicicletta da Corsa - Ventidue

pagina #21 www.biciclettadacorsa.de „Bayerischer Pushbiker, Revoluzzer und Querdenker“ CHRISTIAN GRASMANN Mit Anfang zwanzig war er Teil der „Sechstage-Karawane“: Von Ams- terdam über München bis Kopenhagen fanden die traditionsreichen Sechstagerennen auf den Holzbahnen statt. Acht bis zehn Rennen pro Jahr, von Oktober bis Februar, ein Sechstagerennen folgte dem nächsten, und so reisten die Bahnfahrer samt ihrer Soigneure und Mechaniker vonOrt zuOrt. BrunoRisi war dabei, Rolf Aldag, SilvioMar- tinello, Erik Zabel, Scott McGrory. Bekannte Namen des Bahnrad- sports, die verehrt wurden. Eine Radsport-Welt, die es so nicht mehr gibt. „Es war absolut faszinierend! Die Hallen waren voll, die Zu- schauer absolut begeistert und voller Wissen. Viele von ihnen waren seit ihrer Kindheit bei Sechstagerennendabei –eswarwieeinegroße internationale Familie“, beschreibt ChristianGrasmann rückblickend. Er selbst war Quereinsteiger, kam eigentlich aus dem Skisport und fuhr erst mit 18 Jahren das erste Radrennen. Einige Zeit trainierte er im damaligen BDR Kader – mit Robert Bartko, Christian Lademann, Guido Fulst und auch seinemdann langjährigenFreundundKollegen Leif Lampater. Aber im BDR attestierte man ihm keine sportliche Zu- kunft. Und so suchte er sich einen anderen, seinen eigenen Weg. Er wollte „ausbrechen“. Daswurde ihmunter anderembewusst, weil ihm das Trikotdesign seines damaligen Heimatvereins nicht gefiel. Er wollte frischenWind, und ihmwurde klar: Es geht ummehr als die ei- geneLeistungundmöglichst gutePlatzierungen. Grasmanngründete einen eigenen Verein, den RSV Irschenberg, suchte Gleichgesinnte, fing an zu netzwerken. Eine damals noch kleine Firma mit Namen Maloja aus dem Chiemgau entwarf für ihn ein kariertes Radtrikot, er stellte eine kleine Truppe von Rennfahrern aus Oberbayern zusam- men, die im Sommer bei Kriterien startete und fuhr selbst in den Wintermonaten weiter Sechstagerennen. Mit der Zeit kamen immer mehr Anfragen von Veranstaltern, das Team wuchs, immer mehr Fahrer konnten mit und im Auftrag von Grasmann reisen und an Bahn- und Straßenrennen teilnehmen. Die Trikots blieben die ers- ten Jahre kariert, ein eigener Grand Prix am Irschenberg wurde auf die Beine gestellt, und nach Namenswechsel entstanden 2014 die Maloja Pushbikers. „Ab dem Zeitpunkt ging es eigentlich richtig los“, so Grasmann. Die Fahrer konntensichsehen lassen, vor allemauf der Bahn: Marcel Kalz, Leif Lampater, Nico Heßlich, der Österreicher Andreas Graf, und eben Christian Grasmann selbst. Er war der Kopf der Mannschaft, verhan- delte die Rennen und Gagen, wurde in der Szene immer bekannter. Und sorgte zusammen mit Maloja dafür, dass „seine“ Fahrer jedes Jahr ein neues, spektakuläres Trikot Design erhielten. Alp-Hawaii, grün-roter Batik - Look, cleanes Indigo-Blau: Nicht nur optisch stach dieses Team hervor, sondern auch das Pushbikers-Konzept wurde professioneller und ganzheitlicher. Hinzu kamdie Nachwuchsmann- schaft „MalojaPushbikers FutureStars“, dasnachdembritischenVor- bild engen Anschluss an die Profis erhielt. Hinzu kam2017 auch eine Damen Équipe, „Maloja Pushbikers FEM“. Und 2018 das österrei- chischeUCI Continental Team„WSAPushbikers“, vorherWSA-Greenlife. „Vieles kannmanplanenund vorbereiten, abermanchmalmussman auch Gelegenheiten am Schopf packen“, weiß Christian Grasmann. Die Pushbikers waren im Straßenradsport angekommen. Mit seinen Jungs nahm Christian Grasmann so auch an der Straßenrad Welt- meisterschaft in Innsbruck teil. Seit diesemJahr treten Straßen- und Bahnradfahrer unter demgemeinsamenNamen „MalojaPushbikers“ an. Mit Unterstützung des Partners Maloja hat der 38-Jährige einen einheitlichen Look für das gesamte Team entwickelt und dabei auch Helm, Handschuhe, Bike und Begleitfahrzeuge integriert. Vielleicht war all das auch Grund für ihn selbst als Bahnprofi, sich zu- rückzuziehen? Im März 2019 beendete Christian Grasmann seine sportlicheKarrierebeimBendigoMadison inAustralien. SeineAufgabe als geistiger Vater und Manager des Teams ist keineswegs beendet. „Die Pushbikers sind für mich viel mehr als ‚nur‘ ein Radrennteam“, soGrasmann. „IchsehedaeinNetzwerk, eine immer größerwerdende Gruppe von Menschen, die eine Einstellung verbindet: „Wenn man etwas mit Leidenschaft tut, dann hat man bereits gewonnen“. Unser Motto. Den Radsport mit Freude zu betreiben, statt mit Druck. Kreativität und Ideen einbringen, die Welt bereisen, neue Horizonte öffnen. Dinge entwickeln, statt nur Resultaten hinterher- zufahren. Das hat mich persönlich immer angetrieben, und das ver- suchen wir mit den Maloja Pushbikers als Team und als Menschen bestmöglich umzusetzen.“ STECKBRIEF Wohnort München Jahrgang 1981 Größe 189 Gewicht 76kg Disziplin Bahn, Eintagesrennen Beruf Manager Maloja Pushbikers Familie Freundin Anne, Sohn Hannes (2) SPORTLICHER WERDEGANG Captain der von ihm geleiteten Teams: 2018: WSA Pushbikers 2014-2017: Maloja Pushbikers 2011-2013: Rudy Project Racing Team davor: US Financial, Mapei Heizomat ERFOLGE _ Teilnahme Mannschaftszeitfahren Weltmeisterschaft Innsbruck 2018 _ Sechstage Siege: Bremen 2016, Rotterdam 2017 _ Teilnahme an rund 100 Sechstagerennen weltweit, 2 Siege und 7 Podiumsplatzierungen _ Deutscher Meister Madison 2010 und 2015 _ Mehrfacher Dt. Vizemeister (Punktefahren, Madison, Mannschaftsverfolgung) _ Siege bei int. Bahnevents wie Vier-Bahnen- Tournee (DE), Bendigo Madison (AUS), TIS Sixday Night (GER), Madison Cup Trexlertown (USA) _ Revolution Rennserie 2014 und 2015 _ Gesamtsieg Kriteriumswertung, Tasmanian Cycling Carnivals (AUS), 2013 und 2014 _ Sieg Melbourne Madison, 2010 _ Sieg Harlem Skyscraper , New York, 2010 _ Vize-Europameister Derny 2007 pushbikers.com

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