Bicicletta da Corsa - Ventuno
pagina #24 www.biciclettadacorsa.de Bitte stellen Sie die Getränke kalt, bringen Sie den Sitz in eine aufrechte Position und prüfen Sie Ihren Impfpass - it´s Friday! Blick aus dem Fenster: Sonne! Genauso, DANKE. Sprung in Hose und Shirt, rüber ins café und einen cappuccino ordern. Auf den Ohren die perfekte Spotify Playlist, Stimmung gefährlich nahe an läppischer Überschwänglich- keit. Was soll mich heute stoppen? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Anschließend direkt in die Radklamotten Treffpunkt um 10:00 Uhr zu einem zweiten Auftaktespresso an der Rocket bei mir. Man kann kaum geschmeidiger in eine Runde um den Bodensee starten. Das cervélo c5 wartet schon fast geduldig auf die Erweckung. Tür auf und raus in die freie Wildbahn. Auf dem Tacho des Tages steht eine Runde um den Obersee. Der große Bauch des Bodensees. Von Konstanz über die Schweizer Seite, an Romanshorn und Arbon vorbei in Richtung Bre- genz mit Showeinlage auf der Seebühne und dann drüben wieder hoch über Lindau, Friedrichshafen und ab Meersburg dann die Weichei Karte mit der Fähre zurück nach Konstanz. Seeblick - Luxus - brillantes Leben. Beine arbeiten, Räder rollen, Sonne knallt, jeder hatte seine Aufgabe gefunden. Machen Sie den Weg frei, ich kann nicht bremsen. Erster Espresso bei Arbon in der Wunderbar. Sonnige Stimmung am See, erste Stand-Ups werden zum Wasser ge- tragen, ich eher in den Espresso-Himmel. Super gut! Selbst das kurze Stück zwischen Rohrschach und Romanshorn, wo man sich immer etwas durchkämpfen muss, weil es keine richtig schöne Strecke gibt, läuft von selbst. Das ist übrigens für diese Region da unten zwischen Österreich und der Schweiz prägnant. Die Wechselzone ist völlig skur- ril. Man hat es in keiner Weise geschafft, sich auf Grundsätzliches zu verständigen. Selbst imNahverkehr sind Busse und Bahnen nicht auf- einander abgestimmt. Es kann passieren, dass man bis Rohrschach mit dem Zug fährt, aussteigt, dann nach Wartezeit mit dem Bus weiter zu einem österreichischen Bahnhof und von dort dann wieder mit dem Zug weiterfährt. Ähnlich gut sind eigentlich alle verkehrstechnischen Anschlüsse dieser Mixzone. Ein gutes Stück verlaufen auch zwei Autobahnen nahezu parallel durchs Rheintal, einmal auf der öster- reichischen Seite, einmal auf der Schweizer Seite. Wer richtig auf die Kacke hauen möchte und seine Beifahrerin beeindrucken, der fährt abwechselnd auf beiden, man braucht nämlich für beide eine Vignette. Wir rollen betont locker in Bregenz auf die Seebühne. Carmen nimmt Gestalt an. Bestes Wetter, beste Stimmung - noch! Anschließend weiter und kurz vor Lindau dann, greife ich nach hinten zu meiner Trikotta- sche. Manchmal habe ich das, ein Kontrollgriff, ob denn alles Wichtige noch da ist. Dummerweise ist die Tasche mit dem iPhone leer. Da ist man mal ganz kurz ein einziges Fragezeichen. Zweiter Griff, schon ein wenig hektischer. Andere Trikottaschen, selbst auf meine Beine habe ich geklopft. Keine Ahnung, ob ich dachte es hätte in die Radhose ge- rutscht sein können. Ahhh! STOPP! ZumGlück wartet das C5mit Schei- benbremsen auf, da kann man das Biest von Warp 9 schnell mal runterkühlen. Jetzt fuchtele ich nochmal kurz mit den Armen, ich weiß auch imNachhinein nicht warum und dann stelle ich fest: „iPhone ver- gessen! Seebühne. Verdammt … zurück und schnell.“ Drehen und alles was bis hierher im schönen GA1 Bereich über die Bühne ging, geht jetzt nahtlos in ein Tempotraining über. Alles auf An- schlag, was man eben so auf Anschlag bringen könnte. Tempo, Puls, Gedanken. Shit, wieder mal ein Moment, indem man so einen „Risiko Button“ bräuchte. Draufdrücken und alle machen mal kurz Pause, nie- mand bewegt sich, alles bleibt wie es ist. Das Schöne, wenn man in die Bregenzer Bucht einbiegt, welche wirklich herrlich anzusehen ist: Man kann die Seebühne bereits von Weitem erkennen. Dummerweise sind es außen herum allerdings noch ein paar Kilometer. Irgendwie ging ich allerdings fest davon aus, dass ich mein iPhone an der Bühne finden werde. Man muss wissen, ich tendiere dazu, wirklich ständig etwas zu vergessen. Mit Vorliebe teure Gegenstände und sie tauchen immer wieder auf. Ich habe eigentlich nie Pech. Teure Sonnen- brille an einer italienischen Raststätte? Kein Problem, wieder da. Rie- sige, nagelneue Kraxe (Wanderrucksack um Kinder reinzustecken) in einem neuseeländischen Pendlerbus vom Flughafen liegengelassen? Wird mir sogar am folgenden Tag bis zumHotel hinterhergefahren. Nur das iPhone an der Seebühne, das lag nicht mehr da. Ich konnte es nicht
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