Bicicletta da Corsa - Venti
pagina #27 www.biciclettadacorsa.de viel zu wenig Zeit, denn direkt hinter Girona ruft der legendäre Anstieg „Els Angels“ der Trainings- bzw. „Belastungsberg“ von Lance Armstrong. Das Schöne ist, dass wir der Hektik in Girona bzw. der Hektik auf Giro- nas Straßen mit einem Mal entfliehen: Ein Abbieger von der Haupt- straße und es ist still. Fast kein Verkehr, keine Motorräder und ein super „Rollerberg“ mit mäßiger Steigung und einem 2 km Flachstück zum Erholen. Leider plagen Kalli Magenkrämpfe, was an zuviel Kaffee, dem leckeren Kuchen oder aber an der selbstverordneten Whiskey Abstinenz gelegen haben mag. So können wir die Fabelzeiten, die uns Strava für den Aufstieg anzeigt, leider diesmal nicht in Angriff nehmen. Auf der langen Abfahrt bewährt sich unsere Radwahl heute zum zwei- ten Mal. Die 28er Reifen unserer „C´s“ rollen über den teils sehr schlechten Asphalt sicher und ruhig drüber. Leider zieht der Himmel immer weiter zu und die ersten Regenschauer setzten auch wieder ein, sodass wir für die vielen mittelalterlichen Dörfer, das Wohnhaus der Frau von Salvatore Dali und die Reisfelder keine Augen mehr haben. Draufdrücken und so schnell wie möglich ins Hotel ist die Devise. Zum Glück ist die Temperatur mit 24 Grad sehr angenehm, so dass wir „nur“ ordentlich gewaschen werden. Nach einer heißen Dusche, einem ers- ten Cerveza mit Chips und Allioli chillen wir mit Meerblick dem Abend entgegen, für den uns Dirk ein weiteres Highlight versprochen hat: Abendessen im Hotel Mas Rabiol. Uns empfängt eine wunderschöne Finca in einem parkähnlich angelegten Garten. Speisekarte gibt es keine, es wird gegessen was Gloria, die Eigentümerin, kocht. Ein paar Tapas, zweierlei vom Schwein, etwas Fisch dazu der hauseigene ge- kühlte Rotwein, eine unglaublich herzliche Chefin, die zwar nur Spa- nisch spricht, sich aber trotzdem lang mit uns, die wir die Sprache leider nicht beherrschen, unterhält, machen den ersten „Radtag“ in Gi- rona zu einem der schönsten seit langem. Für Tag zwei hat uns Dirk „Dali’s Küste“ rausgesucht. 50km durch die östlichsten Ausläufer der Pyrenäen. Los geht es in der Ebene in Peral- lada. Ein sehr gediegener Weinort, wo wir uns durch die Weinanbauge- biete bis zum ersten Anstieg hinauf zum Sant Pere de Rodes-Kloster etwas warmfahren können. Die imposante Benediktiner Abtei, deren erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 878 stammt, liegt ca. 500m über dem Mittelmeer an der genialen Abfahrt runter zum Fi- scherort Port de La Selva. Immer wieder scheint man förmlich „direkt ins Meer“ zu fahren, hat gigantische Ausblicke und kann auf dem neuen Asphalt die Kurveneigenschaften der neuen R5, für die wir uns heute entschieden haben, testen. Ein zweiter, milderer Anstieg auf ca. 250 Höhenmeter bringt uns nach Cadaques, wir fahren an Dali’s Haus vorbei ins Naturschutzgebiet Cap de Creus. Die Straße schlängelt sich durch bizarre Felsformationen, die Dali zu vielen Bildern inspiriert haben sollen, zum östlichsten Punkt des spanischen Festlands dem Far del Cap Creus. Die Etappe endet am Leuchtturm bzw. in einer wun- derbaren Hippie-Kneipe bei eine großen Paella Pfanne und köstlichen Weißwein. Radsport a la Girona bzw. Radsport a la Dirk Guennemann, der auch beim verspäteten Mittagessen zu jedem Ort und zu jeder Runde Informationen parat hat und so den idealen Reiseführer gibt. Er erzählt von seiner Trans-Pyrenäentour, die seit 12 Jahren hier am Cap endet, von seinen Plänen für einen Radtrip durch Chile, dem Heimat- land seiner Mutter und die Radsport-Möglichkeiten in China, dem Hei- matland seiner Frau. Und natürlich wird es bei der zweiten Flasche Wein wieder philoso- phisch: Einmal mehr haben wir mit dem Rennrad eine neue Gegend er- kundet, haben schöne Ort gesehen, gut gegessen und getrunken gute Gespräche geführt und neue Freundschaften geschlossen. Das Schöne am Rennradfahren sei, so sagt Jürgen, dass man es auch mit zwei Flaschen Weißwein noch ganz passabel machen kann. Sagts, klickt in die Pedale und radelt vorbei an Dalis Felsen, die jetzt noch bi- zarrer aussehen als ein paar Stunden zuvor. www.canigou-cycling.com
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