Bicicletta da Corsa - Ventisette

Numero ventisette | maggio 2022 www.biciclettadacorsa.de N O . 2 7 G R O S S E M O T I O N A L S T Y L I S C H K O S T E N L O S TOUR DE BALKAN GRAVELBIKE EMOZIONE SEBASTIAN STIPHOUT TOUR DE BALK AN GRAVELBIKE ROADBIKE HOLIDAYS ALTA BADIA YBBSTALER ALPEN RACE AROUND AUSTRIA CHALLENGE 2020 TRAUMRÄDER by THAI DO

pagina #3 www.biciclettadacorsa.de Manchmal dauert es quälend lange, bis man ein Thema für diese ersten Zeilen der Ausgabe gefunden hat. Diesmal war es sehr einfach: Kurze Frage in die Redaktionsrunde: „Über was soll ich im Editorial schreiben, was ist denn gerade „das“ Thema?“ Klare Antwort: Preise! Also: An fünfstellige Preise für die Topmodelle der bekannten Rennradhersteller hat man sich in den letzten Jahren ja eh schon gewöhnt. Für diese Saison hat sich die Preisspirale aber noch mal deutlich nach oben gedreht: Colnago präsentiert das neue C68, das Framekit kostet 5.650 EUR. Ein S-Works Tarmac SL7 Speed of Light Collection kostet in der Topausstattung als Komplettbike 16.000 EUR. Ein Schmolke Evo TLO Lenker bis 605 EUR. Die aktuelle Dura Ace Gruppe ab 3.899 EUR. Diese Liste lässt sich mit Sätteln, Pedalen, aber auch Bekleidung, Helmen und Brillen unendlich fortsetzen. Bei jedem einzelnen Preis wird Kopfschütteln hervorgerufen. Zurecht? Ich hab Thai gefragt, was der Daccordi Rahmen, den er uns in dieser Ausgabe präsentiert, neu, also 1986, gekostet hat: 2.300 Mark! Und weil das damals natürlich auch ein sehr, sehr exklusives Rad war, hab ich bei meiner Freundin Kerstin in Zuffenhausen angerufen und gefragt, was 1986 ein schöner 911er gekostet hat: 79.275 Mark. Der Rahmen kostete also 2,88% eines Porsches. Auf der Porsche Website hab ich dann die 911 Edition 50 Jahre Porsche Design entdeckt. Passt ja ganz gut zu unserem Vergleich mit der Jubiläumsedition des Rahmens. Kosten: 185.600 EUR. Nimmt man davon jetzt die oben errechneten 2,88% kommt man auf 5.345 EUR! BÄNG! Da heißt für mich jetzt zwei Sachen: Erstens werde ich den Daccordi Rahmen – denn genau diese 50 Jahre Edition hab ich von meinem Vater geerbt – hegen und pflegen und nur für ganz besondere Ausfahrten aus dem Keller holen. Zweitens ruf ich jetzt sofort bei den Freunden in Holzkirchen an, denn der logische „Nachfolger“ für das wunderschöne Stahlrad-Rad ist ja dann offensichtlich das „Speed of Light“. Oder ich lasse das jetzt einfach mit diesem sündhaft teuren Hobby, verzichte auf alle die wunderbaren Erlebnisse, die Fitness, die rasierten Beine, das ganze Training, das enge Lycra und ruf noch mal in Zuffenhausen an. 186.000 EUR – ist im Verhältnis ja gar nicht so viel. Cover: Fotograf: Sebastian Stiphout EDITORIALE IMPRESSUM CONTENUTO Notizie Notizie Lotteria Sebastian Stiphout Tour de Balkan Helden des Radsports Race Around Austria Roadbike Holidays Traumräder Herausgeber und V.i.S.d.P SportsMedien Ralf Jirgens Miesbacher Straße 3 83703 Gmund a. Tegernsee email: jirgens@sports-medien.de Redaktion & Anzeigen SportsMedien Ralf Jirgens jirgens@sports-medien.de Julia Dobler dobler@sports-medien.de Grafik Nagel Werbeagentur | Anton Brey Bildredaktion Nagel Werbeagentur | Anton Brey Autoren Daniel Wakeford, Simone Kröll, Raphael Öttl, Nora Turner, Martin Granadia, Nina Weidinger, Thai Do, Ralf Jirgens, Julia Dobler Fotografen Sebastian Stiphout, James Cheadle, Ben Wiesenfarth, Moritz Hübner, Daniel Geiger, Mattia Ragni, MTS Austria, Heiko Mandl, Simone Kröll, Raphael Öttl, Gustav Willeit, Freddy Planinschek, Sportograf, Daniel Willinger, Race Around Austria, Alex Moling, Peter Fröhlich, Kathrin Baumann Lektorat Johanna Jirgens Druck Athesia Druck GmbH Weinbergweg, 7 | 39100 Bozen | Südtirol Italien www.athesiadruck.com Web Design Nagel Werbeagentur | Marco Marchese www.biciclettadacorsa.de Redaktions-Anschrift Bicicletta Da Corsa c/o SportsMedien Ralf Jirgens Miesbacher Straße 3 83703 Gmund a. Tegernsee email: info@biciclettadacorsa.de Tel: +49 (8022) 5080-160 Fax: +49 (8022) 5080-169 Bicicletta Da Corsa® ist Urheberrechtlich geschütz. 04 06 08 10 14 20 22 28 30 exklusive by Shop Holzkirchen Bicicletta da Corsa Kombi 3.0 by Maloja

www.biciclettadacorsa.de Style und Federungskomfort auch für die Jüngsten! ZumBeginn der Sommersaison 2022 bringt Hornit das Airo+ nach Deutschland. Mit dem leichten und elastomer-gefederten Kinderlaufrad erleben Kids das erste Mal die Freiheit auf zwei Rädern. Mit nur knapp über drei Kilo Gewicht ist es der perfekte Begleiter für die ersten Erfahrungen imFahrradsattel. Der gefederte MagnesiumRahmen ist dabei außerordentlich stabil und sorgt noch dazu für die coole Optik. Das Elastomer zwischen dem Hauptrahmen und der Hinterradschwinge dämpft die vielen kleinen und größeren Schläge, auch wenn es einmal abseits geteerter oder gepflasterter Wege geht - da sind auch keine Autos. Dadurch bleibt das Hinterrad immer am Boden und das Kind behält die Kontrolle und Sicherheit auf seinemneuen Rad. In die Schwinge sind zudem zwei Fußrasten integriert, die das Cruisen erleichtern – egal ob im Park oder auf dem Pumptrack. Das Airo+ gibt es in sechs Farben, montiert ist es in Null-komma-nix: Man muss lediglich drei Schrauben festziehen und fertig. Der für alle Schrauben passende Innensechskantschlüssel wird ebenfallsmitgeliefert. Rauf aufs (erste) Fahrrad und los geht’s! de.hornit.com HORNIT Airo+ FJÄLLRÄVEN & SPECIALIZED „The Great Nearby“ AUF ASPHALT / Passion Rennrad Max Marquardt, Journalist, Fotograf, Universitäts-Dozent und begeisterter Rennradfahrer seit seinem 12. Lebensjahr, hat ein Buch geschrieben über die Passion Rennrad. „Ich habe versucht, all die Emotionen, die einem das Rennradfahren geben kann, in ein Buch zu packen. Schmale Reifen und steile Pässe, persönliche Stories und Hintergründe, aber auch all die anderen Dinge, die das Lebensgefühl Rennrad ausmachen“, erklärt Max Marquardt seine Idee. „Bräunungsstreifen an Armen und Beinen, an der Ampel vom Rad kippen, weil man es wieder nicht aus den Pedalen geschafft hat und eincremen am…also, dort, wo die Sonne niemals scheint. So sexy ist Rennradfahren manchmal gar nicht. Unvergleichlich emotional und mitreißend ist es aber immer!“ Auf 256 Seiten spürt er den großen Fragen des Rennradfahrens nach: Was hat eigentlich ItaloPop mit Rennradfahren zu tun? Wie war das gleich nochmal mit den rasierten Beinen und warum ist schnell nicht immer gut? Welche Pässe sollte man unbedingt mal gefahren sein? Zusätzlich lassen Persönlichkeiten wie Fabian Cancellara und John Degenkolb, Radfilm-Legende Lucas Brunelle, Cartoonistin Tegan Phillipps oder Leinwandgröße Uwe Rohde tief in ihre ganz eigenen Rennrad-Erfahrungen blicken. Und eine maximal ehrliche Liste von Dos und Don’ts, also „Kann man machen. Ist aber doof.“ gibts obendrauf. „Auf Asphalt – Passion Rennrad“ ist bei Callwey erschienen und sowohl im Buchhandel als auch auf den bekannten Plattformen erhältlich. Macht sich übrigens auch sehr gut als Vatertags-Geschenk für Rennradbegeisterte… maxmarquardt.wordpress.com DasWartenhat einEnde: Wahoopräsentiert das neuePowerlink ZeroWattmessPedal. Das Powerlink Zerobasiert auf demSpeedplay Zero -Pedalsystem. Wieder Rest der Speedplay -Reihe zeichnet sich auch das Powerlink Zero durch einen bequemen, beidseitigen Einstieg, eine geringe Überstandshöhe und einen zwischen 0 und 15 Grad einstellbaren seitlichen Pedalfloat aus. Das pedalbasierte Design macht es einfach, den Leistungsmesser zwischen verschiedenen Kurbelsätzen zuwechseln, so dass Athleten auf all ihren Rädern sämtliche Vorteile eines wattbasierten Trainings nutzen können. Wahoo hat die Messgenauigkeit von +/-1% der Kickr-Serie in den Powerlink Zero übertragen. Zusammen mit demwiederaufladbaren Akku, der eine Fahrzeit von bis zu75Stundenpro Ladung bietet, sowie derWahoo-typischen einfachenKonnektivität mit Apps und Geräten von Drittanbietern, sowie der Kompatibilität mit denaltenSpeedplayZeroSchuhplatten, ist der Powerlink Zeroder Leistungsmesser der Wahl für anspruchsvolle Sportler. Der neue Powerlink Zero wiegt 250 Gramm für die einseitige Option bzw. 276 Gramm für die beidseitige Option. Die neuen Wattmesspedale ergänzen die bestehende Wahoo Speedplay Pedalsystem-Liniemit denModellenComp, Zero, NanoundAeroundsindabsofort imHandel erhältlich. wahoofitness.com NOTIZIE NEU : CAMPAGNOLO / Levante Das erste reine Gravel-Laufrad von Campagnolo „Levante“ kombiniert Ästhetik mit Leistung. Unter dem ansprechenden Äußeren verbergen sich eine Reihe technologischer Innovationen, mit einem starken Fokus auf Handling und Zuverlässigkeit. Zudemwurde größter Wert auf Haltbarkeit und Wartungsfreundlichkeit gelegt. Konstruiert wurde die Felge aus ultraleichtem H.U.L.C. Karbon von Campagnolo. Kombiniert mit einer asymmetrischen Felge ergibt das einwiderstandsfähiges, ausgewogenes und zuverlässiges Laufrad. DasKonus-Lagersystemsorgt gleichzeitig für eine einfache Wartung und die außenliegenden Nippel ermöglichen jederzeit ein Zentrieren der Speichen, ohne dass speziellesWerkzeugbenötigt wird. Ebenso erleichtert die Verwendung eines traditionellenSpeichenmusters und von geraden Speichen den Austausch bei Bedarf. Das Campagnolo 2-Way-Fit-Profil gewährleistet die Kompatibilität mit Tubeless- und Drahtreifen, während die 25-mm-Felgeninnenbreite eine breite Palette von Reifen von 38 mm bis 76 mm aufnehmen kann. Mit einer Felgenhöhe von 30 mm ist Levante zudem für jedes Abenteuer bestens geeignet. Die Mini Hook der Felgenwurden speziell für diese Laufräder entwickelt, und entsprechen vollständig den ETRTO-Drahtreifen- und Tubeless-Standards. Der Mini Hook sorgt für eine perfekte Anpassung zwischen Reifen und Felge, unabhängig von der verwendeten Reifenmarke. Das Levante-Laufrad ist der perfekte Begleiter für die Ekar-Gruppe von Campagnolo und verwendet den Freilaufkörper Next 3Ways N3W. N3W ist ein patentierter Standard für Freilaufkörper zur Aufnahme von Campagnolo 11-, 12- und13-fach-Kassetten. Das Laufradpaar ist optional auchmit ShimanoHGundSRAMXDRFreilaufkörper erhältlich. Versehenmit C-LUX Spiegelfinish und lasergravierten Felgengrafikenmacht Levante dann auch noch optisch ganz schön was her – viel schöner geht’s nicht. www.campagnolo.com Im Jahr 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Nie war es deshalb wichtiger, unsere Verbindung zur Natur wiederzuentdecken. „Nichts ist realer, nichts ist reiner und wichtiger als die Verbindung mit der Natur“, sagt Erik Nohlin, Industrial Design Leader bei Specialized dazu. Und Henrik Andersson, Global Creative Director bei Fjällräven, ergänzt: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Menschen der Natur näherkommen, anstatt sich von ihr zu entfernen.“ Grund genug für den schwedischen Outdoor-Spezialisten und die kalifornische Bikemarke, sich zusammenzutun und „The Great Nearby“ ins Leben zu rufen: Einen Austausch von Ideen und Kulturen, bei demFjällrävens zeitloses und nachhaltiges Design auf den HighPerformance-Ansatz von Specialized trifft. „Es geht darum, dass die Natur nur eine Zugfahrt entfernt ist, amRande der Stadt oder sogar direkt um die Ecke wartet“, erklären die beiden die Kollaboration. „Um etwas zu erleben, muss man nicht in ferne Länder reisen oder monatelang im Voraus planen. Mit innovativen Aufbewahrungslösungen und Taschen für das Fahrrad bzw. funktioneller Bekleidung ist das Abenteuer nur einen Bikeride entfernt.“ www.specialized.com/de/de/the-great-nearby-exchange www.fjallraven.com/de/de-de/fjallraven-specialized WAHOO präsentiert Powerlink Zero Wattmess-Pedal pagina #4 Foto: James Cheadle

pagina #6 www.biciclettadacorsa.de NEU: PIRELLI P Zero Race 4S – neu Die Ganzjahres-Version des Schlauchreifens P Zero ist auf dem Markt: Pirelli präsentiert den P Zero Race 4S. Er bietet auch in den heißesten Sommermonaten hohe Laufleistung sowie Grip für Höchstleistungen bei allen Witterungsbedingungen. Der P Zero Race 4S markiert aber auch einen weiteren Meilenstein für Pirelli: Seit der Rückkehr in den Radsport 2017 ist der neue Ganzjahresreifen auch der erste 100% „Made in Italy“, der komplett im renovierten Werk in Bollate hergestellt wird, das nur zehn Kilometer vom Hauptsitz in Mailand Bicocca entfernt liegt. Wie schon die anderen Reifenmodelle der P Zero Race-Familie, enthält der Race 4S die neue SmartEVO-Gummimischung, die sich durch eine dreifache PolymerMischung mit „smartem“-Fahrverhalten auszeichnet und auf Hochleistungen bei Haftung, Einsatzbedingungen, Rollwiderstand und Reaktivität auch unter strengeren Witterungsbedingungen ausgerichtet ist. Für den breiten Einsatz das ganze Jahr über wurden die spezifischen Compound-Eigenschaften verändert und das darauf abgestimmte Profildesign der Lauffläche. Der neue P Zero Race 4S ist die idealeWahl für diejenigen, die einen leistungsfähigen Reifen für alle vier Jahreszeiten suchen, der das ganze Jahr über sowohl bei Rennen als auch im Training Racing-Feeling vermittelt. Er ist vorerst in den Größen 26-622 und 28-622 erhältlich, weitere Versionen werden folgen. www.pirelli.com SCOTT ADDICT eRIDE Neue Antriebseinheit Mahle X20 Das Addict eRIDE ist seit einigen Jahren der Eckpfeiler von Scotts eROAD-Segment. "Die X20-Lösung hat es uns ermöglicht, unser Flaggschiff-Rennrad Addict eRIDE mit einem drahtlosen System zu kombinieren, um dem Fahrer auf der Straße Unterstützung zu bieten, wann und vor allem wie er sie braucht", kommentiert Ben Marchant, E-Bike Marketing Lead bei Scott Sports. Das neue Mahle X20 verfügt über eine Leistungssteigerung auf 60 Nm. Das minimalistische Design fügt sich nahtlos in den Rahmen Addict RC von Scott ein. Der 250-Wh-Akku ist im Unterrohr versteckt und die noch leichtereNabe sorgt für eine drahtlose Leistung. Einneuer Trittfrequenz- und Drehmomentsensor imTretlager ermöglicht es demSystem, sich ständig an den Fahrer anzupassen. In Kombinationmit der aktualisierten Mahle ONE App ist eine präzise Anpassung an den Benutzer möglich, egal ob dieser leichte Unterstützung, oder ganztägige Hilfe benötigt. Mit einem Gesamtsystemgewicht von 3,2 kg ist das neue Mahle X20 das leichteste E-Bike-System auf dem Markt. Kombiniert mit dem leichtesten elektrisch unterstützten Rennradrahmen ergibt sich für das Addict eRIDE ein beeindruckendes Gesamtgewicht von 10,6 kg. Das Addict eRIDE ist in fünf verschiedenen Modellen, darunter eine Contessa-Version, erhältlich. www.scott-sports.com VOLKSWAGEN R Gravelbike Experience Mit demRad über die Alpen – für viele Biker die Sehnsuchtstour überhaupt. Mit der Volkswagen R Gravelbike Experience vom26. bis 29. Mai 2022 haben Biker nun die faszinierende Möglichkeit, diesen Traummit einemGravelbike zu verwirklichen. Nicht als Wettkampf, sondern als Erlebnistour in Kleingruppen von maximal 10 Bikern plus Guide, Gepäcktransport und Übernachtungen in 4 Sterne-Hotels. In drei Tagen geht es von Biberwier über Seefeld, Neustift imStubaital bis zumgroßen Finale auf demDomplatz in Brixen. Es stehen zwei Varianten zur Auswahl: eine „classic“ Variante für die sportlich ambitionierten Biker mit rund 246 Kilometern und 5.300 Höhenmetern, und eine „light“-Variante für die Genuss-Radler mit etwa 214 Kilometern und 3.400 Höhenmetern. Beiden gemeinsam: ein spannender Mix aus ruhigen Nebenstraßen, dezidierten Gravelpassagen und landschaftlichen Highlights, ausgetüftelt von den Profis von Roadbike Holidays. Noch gibt es freie Plätze für das Alpenüberquerungs-Abenteuer. Anmelden kann man sich auf der Website. www.gravelbike-experience.com NOTIZIE 60 Jahre Innovation „Made in Italy“ – zum Jubiläum ist Titici zu seinen Ursprüngen zurückgekehrt und hat gemeinsam mit dem Gründer Alberto Pedrazzani die Geschichte der glorreichen italienischen Marke nachvollzogen. Am 22. Dezember 1961 begann eine italienische Erfolgsgeschichte. Alberto Pedrazzani legt an diesem Tag das Schweißgerät ab und schaut sich seinen ersten Rahmen an: ein Dreirad für Kinder. Er konnte es noch nicht wissen, aber wenige Stunden vor Weihnachten wurde Titici geboren. Viele Innovationen später führt sein Sohn Matteo Titici erfolgreich ins neue Jahrtausend. Seit 2017 ist die Marke Teil der Trerè Innovation Group. „Ich sehe, was aus Titici geworden ist und bin sehr stolz“, schließt Alberto Pedrazzani.“ Umdas 60-jährige Bestehen zu feiern, hat Titici das Modell Vento Sessanta Anni kreiert, eine Sonderedition, die sich durch die faszinierende grüne Farbgebung mit Chromauszeichnet und an die 60er Jahre anknüpft. In der Zentrale von Asola wird außerdem ein neuer Showroom mit 1.000 Quadratmetern fertiggestellt, um die gesamte Kollektion präsentieren zu können, professionelle Bikefitting-Services anzubieten und den Kunden bei der Auswahl des Modells, der Geometrie und der Farben zu unterstützen, die seinen Bedürfnissen am besten gerecht werden. www.titici.com Happy Birthday TITICI SCHMOLKE / Rahmenset Gravel Carbon Disc Egal, ob in der Stadt auf Asphalt, auf Schotterpisten oder Singletrails, die ausgewogene Geometrie dieses Rahmens und die große Variabilität bei der Reifenwahl lassen Dich jeden Untergrund ohne Problememeistern. Schmolke stellt Dir mit diesem Set ein absolutes Meisterstück zur Verfügung: Verarbeitung, Komfort und die Funktionalität sind auf höchstem Level. „Die langjährige Erfahrung von Stefan Schmolke mit dem Werkstoff Carbon merkst Du bei jeder Pedalumdrehung. Das Rad ist super leicht und fährt sich extrem gut!“ meint Rennrad Experte Thai Do über den neuen GRVL TLO Rahmen von Schmolke. Er hat bei seinem Rad ausschließlich auf Produkte von Schmolke gesetzt: Laufräder, Sattel, Sattelstütze, Lenker sowie Vorbau, und ist begeistert: „Das Rad läuft mit den Terra Speed 40/622 wie ein Rennrad, meistert aber auch Trails locker.“ Selbstverständlich sind auch die technischen Daten auf Top Niveau: Tapered-Steuersatz, Flatmount-Bremssattelaufnahme, Pressfit-Innenlager, 27,5" oder 28" Laufräder, innenverlegte Kabel und Bowdenzüge und zahlreiche Gewindeösen imRahmen. Die Gabel ist für die Montage von Schutzblechen und Gepäckträgern geeignet. Der Tretlagerbereich wurde extra verstärkt. Gleichzeitig wird durch die heruntergezogene rechte Kettenstrebe Platz für große Kettenblätter geschaffen, ohne an Stabilität einzubüßen. Für Thai „wieder ein Meilenstein in der Carbongeschichte“. www.schmolke-carbon.de Foto: Daniel Geiger Foto:Ben Wiesenfarth Foto: Moritz Hübner Foto:Mattia Ragni

Inmitten des UNESCO Weltnaturerbes Dolomiten gelegen, wartet das Roadbike Holidays Sporthotel Exclusive (sporthotel-exclusive.com) in St. Vigil am Kronplatz mit Top-Lage und Beherbergung. Das mehrfache Etappenziel des Giro d’Italia liegt in unmittelbarer Nähe zu den Dolomitenpässen und der legendären Sellaronda. Die Bikeregion im Naturpark Fanes-Sennes-Prags hat aber auch für Genussradler einige Touren auf Lager. Am besten bei Gastgeber Roman erkundigen – er ist Guide und Hotelier in Personalunion und kennt jede Serpentine wie seine Westentasche. Vom Giau Pass oder der Drei Zinnen Runde geht es direttissima in den exklusiven Wellnessbereich – mit Schwimmbad, Sauna, Dampfbad, Whirlpool und Aromarium lässt es sich hier nach der Tour so richtig relaxen. Selbstverständlich erwartet Dich auch die herrliche alpin-mediterrane Küche mit regionalen Produkten. Und als geprüftes Mitglied von Roadbike Holidays mit zertifizierter BikeExpertise ist man im Bikehotel Exclusive sowieso auf der sicheren Seite! Klingt gut? Dann ran an die Tasten, denn es gibt etwas zu gewinnen! Zwei Nächte für zwei Personen auf Halbpensions-Basis, um genau zu sein. Zur Verfügung gestellt wird das Ganze von Roadbike Holidays (nicht inkludiert sind Anreise und Getränke). RENNRAD-REGION Tourismusgenossenschaft San Vigilio Dolomites www.sanvigilio.com WEITERE HOTELS & REGIONEN UNTER: Roadbike Holidays www.roadbike-holidays.com In Zusammenarbeit mit Fidlock kommt beim CLUG PRO ein innovatives Magnet- und Rats c h e n s y s t em zum Einsatz, das Dein Bike stets sicher fixiert – und zwar ganz gleich, ob Du Dein Bike vertikal an der Wand oder horizontal am Boden fixieren möchtest. Der CLUG PRO roadie passt für Rei fenbrei ten von 23-32mm und ist mit den mitgelieferten Schrauben und Dübeln im Handumdrehen an nahezu jeder festen Wand - sogar an einer Trockenbauwand - angebracht. Beim CLUG PRO verbinden sich der Eurobike Award Gewinner und die magisch-magnetischen Verschlüsse von Fidlock zu einer einmaligen Lösung, um Dein Bike sicher festzuhalten. Sobald sich der Drehverschluss wie von Geisterhand an der richtigen Stelle platziert hat und der Riemen festgezogen ist, hält der CLUG PRO Bikes bis zu einem Gewicht von 30kg sicher fest. Du kannst in aller Ruhe darauf vertrauen, dass Dein Bike sicher steht, egal ob jemand dagegen stößt oder der Reifen nach und nach Luft verliert.Kinderleicht montiert und stylisch noch dazu – die perfekte Radhalterung! Wir verlosen gleich fünf Stück der CLUG PRO roadies – mitspielen kannst Du wie immer auf unserer Website. de.hornit.com LOTTERIA pagina #8 www.biciclettadacorsa.de CLUG PRO roadie RENNRAD URLAUB in Bellla Italia gefällig? PROTECTIVE Gravel-Bike-Outfit P-Hell Yeah Trikot & P-Traverse Bib Ob beimmorgendlichen Pendeln oder auf einer langen Wochenendtour, der Omne Air MIPS bietet mit verstärktem EPS-Einsatz und verstärkten Schutzzonen optimalen Schutz in jeder Situation. Das leichte Design mit integrierten Lüftungskanälen sorgt zudem für Komfort und Funktionalität bei längeren Fahrten. Auch beim Omne Air MIPS wurden verschiedene Sicherheitssysteme im Helm integriert: Der Rotationsaufprallschutz MIPS, ein leichter EPS-Einsatz sowie eine Polycarbonat-Schale, die die Strukturintegrität des Helms erhöht. Ein 360°-Anpassungssystem sorgt für eine sichere und komfortable Passform. Das schmale Helmprofil hält außerdem das Gewicht des Helms niedrig. Die Do Half Blade Brille wurde speziell fürs Rennrad entwickelt und ist dank Grilamid sehr leicht und robust. Die austauschbaren Scheiben sorgen für einen flexiblen Einsatzbereich der Brille, dank Gummieinsätzen und verstellbarem Nasenpad sitzt sie bombenfest. Der fehlende Rahmen verbessert das Sichtfeld im unteren und peripheren Bereich, was für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgt. Die Tönung der Scheibe ist für den Einsatz auf der Straße optimiert, da der Kontrast der Straßendecke erhöht wird und Unebenheiten, Schlaglöcher und Kiesel besser sichtbar werden. Die beschlagfreie Ri-Pel-Beschichtung lässt Nässe, Schmutz und Staub einfach abperlen. Wir verlosen eine Kombi aus POC Omne Air MIPS Helm und POC Do Half Blade Brille! Wenn Du diesen Sommer für mehr Sichtbarkeit auf der Straße sorgen willst, dann nimm am Gewinnspiel teil – wie immer auf unserer Website. www.pocsports.com Protective startet die Zeitmaschine und taucht mit dem Herrentrikot P-Hell Yeah designtechnisch in die End-80er ein. Ein Jahrzehnt, das vom „break the rules“ Lebensgefühl geprägt war. Mit der markanten Race-Optik, die das Rennflaggen-Design der BMXWettkampfszene aufgreift, setzt das Fullzipp-Trikot ein klares Statement. Die 91 ist dabei eine Hommage an das Gründungsjahr von Protective. Die Schnittexperten stehen dafür ein, dass das ergonomische Trikot die Ansprüche der Gravelbiker perfekt erfüllt. Das gilt für den längeren Rücken mit entsprechender Tasche ebenso wie für den komfortablen Kragen. Bringt Dich der Berg in den höheren Pulsbereich, öffnest Du einfach den Reißverschluss. Das funktionale Material lässt reichlich Dampf durch und trocknet schnell. Der edle, hochwertige Sublimationsdruck spart Wasser und Material und der Stoff wurde nachhaltig aus 85% recyceltem Polyester hergestellt. Die restlichen 15% Elastan geben Dir die nötige Bewegungsfreiheit. Die hochelastische P-Traverse Bib verfügt über eine flache Trägerkonstruktion aus sublimiertem, elastischemNetzmaterial und ist „made in Europe“. Die Flachnähte tragen nicht auf. Träger und Hose sind aus Econyl und überzeugen mit hoher Formbeständigkeit. Die flachen Beinabschlüsse mit breitem Elastikband halten die Bib sicher in Position, während die sinnvoll platzierten reflektierenden Elemente für eine bessere Sichtbarkeit sorgen. Protective verarbeitet in dieser Bib das in Italien hergestellte PTec Traverse 3D-Sitzpolster. Eine innovative Konstruktion für hochfunktionelle Ansprüche. Nahtlos und formstabil, wobei Schäume unterschiedlicher Härte für höchsten Sitzkomfort stehen, kombiniert mit hoher Luftdurchlässigkeit, effizientem Feuchtigkeitstransport und wirkungsvoller Stoß- und Vibrationsdämpfung. Wir verlosen eine Kombi von Protective, bestehend aus P-Hell Yeah Trikot und P-Traverse Bib. Zu gewinnen gibt es sie wie immer auf unserer Website! www.protective-sports.com Foto: Heiko Mandl Foto: MTS Austria POC Omne Air MIPS & Do Half Blade

pagina #10 www.biciclettadacorsa.de SEBASTIAN STIPHOUT Foto: Sebastian Stiphout “Do it right, or don't do it at all.” Sebastian, den eigentlich alle als „Stip“ kennen, ist so vielseitig, wie sein Lebenslauf. In Südafrika aufgewachsen, verschlug es ihn nach einemStudium der Politikwissenschaften über Umwege nach Holland, in die USA und letztendlich nach München. Er fotografiert zwar kommerzielle Werbekampagnen, aber seine Leidenschaft sind lange Graveltouren, Reisen und Reportagen auf zwei Rädern. Seine Kamera ist immer mit dabei. www.sebastian-stiphout.com @stip.photo

pagina #11 www.biciclettadacorsa.de oben: Eine der oberen Kehren am Timmelsjoch unten: Das Kopfsteinpflaster rauf zur Edelweißspitze / Großglockner Hochalpenstraße

pagina #12 www.biciclettadacorsa.de oben: Toni Martin unten: Willie Smit / Katusha-Alpecin / Zeitfahren Test auf der Bahn in Palma de Mallorca

pagina #13 www.biciclettadacorsa.de oben: Erwischt vom Regen in den letzten Spitzkehren am Stelvio unten: Mein Sohn Luca auf dem Weg zum Col du Ouano 2910m / Atlas Gebirge, Marokko

pagina #14 www.biciclettadacorsa.de TOUR DE BALKAN MIT DEM GRAVELBIKE DURCH 7 LÄNDER Foto & Text: Simone Kröll & Raphael Öttl Es ist Dienstag, der 11. August, wir sitzen im Auto und haben den Brenner bereits seit ein paar Stunden hinter uns gelassen. Das Thermometer knackt bereits die 35 Grad Grenze. Eigentlich nichts besonders, ein klassischer Sommerurlaub… würde man denken. Wären da nicht die zwei Gravelbikes im Kofferraum, ein Zelt, Schlafsäcke und viele, viele Taschen, die ans Fahrrad montiert werden. Die Nacht ist kurz, es ist sauheiß, und der Geruch von Öl in der Luft passt perfekt zum monotonen Motorengeräusch, das durch die dünnen Wände der klitzekleinen Kabinen dringt. Wir sind auf der Fähre Richtung Albanien und so richtig Urlaubsfeeling macht sich noch nicht breit, auch nicht am nächsten Morgen, nachdem wir in Durrës angedockt sind. Ein überfüllter Fährhafen, Chaos, viele Autos, viele Menschen… Erste Zweifel kommen auf. Die romantischen Vorstellungen, die wir hatten, sind bereits über Bord gegangen. Den nächsten Tag verbringen wir in Elbasan mit dem Aufmagazinieren unserer Räder und dem Befüllen unserer Radtaschen. Den Abend lassen wir gemütlich bei einem Bierchen und albanischen Folkloretänzen ausklingen.

pagina #15 www.biciclettadacorsa.de

Früh am nächsten Morgen sitzen wir auf unseren Rädern. Endlich ist es soweit! Nach Monaten der Planung und Vorbereitung ist es das befreiendste Gefühl überhaupt, weit weg von zu Hause endlich in die Pedale zu treten. Bereits auf den ersten Metern wird uns allerdings bewusst: Das sind nicht mehr die federleichten Karbonrennräder, die wir von Zuhause gewohnt waren. Wir haben sie zwar nie abgewogen, aber mit Gepäck, Wasser und Essen waren es sicher 25 Kilogramm, die bewegt werden mussten. Unsere erste Etappe führt uns zum Ohridsee, eigentlich sind es zwei Seen, die sehr idyllisch im Süden Albaniens, an der Grenze zu Nordmazedonien und Griechenland, liegen. Hoch motiviert starten wir mit einer ordentlichen Pace, die bald ihren Tribut zollt. Dazu noch die Hitze, bei vierzig Grad und den staubigen Straßen kommen wir mit trinken kaum nach. Ganz nach dem Motto „Der größte Feind des Soldaten ist die Dehydrierung.“ Die Strapazen waren schnell vergessen als wir ankamen. Der See, der einer der ältesten der Welt ist, war einfach wunderbar in die umliegende Landschaft eingebettet. Bei einem kleinen verträumten Fischerdörfchen legen wir eine Pause ein, genießen die Ruhe und lassen unsere Blicke über den endlos scheinenden See schweifen. Der nächste Morgen begann wieder sehr früh, um so viele Kilometer wie möglich zu machen, bevor die Mittagshitze uns wieder zu Kopf steigen würde. Von Lin ging es Richtung Skopje, das fast 200 Kilometer entfernt ist. Nach einem kurzen, aber steilen Aufstieg passierten wir auch schon die Grenze nach Nordmazedonien. Der Grenzübertritt war kein Problem und ging schnell von statten. Es ging weiter Richtung Norden und nach einer willkommenen Abkühlung im Debarsee fuhren wir gegen Abend noch weiter ins Hinterland. Durch wunderschöne verwachsene Straßen radelten wir am nächsten Morgen Richtung Skopje. Die vielen Bäume spendeten uns Schatten, was die noch zu fahrenden 100 Kilometer gleich etwas freundlicher erscheinen ließen. Kurz vor Mittag machten wir dann unsere erste Bekanntschaft mit einer Landschildkröte, die sich auf eine Nebenstraße verirrt hatte. Was zu unserer Überraschung aber keine Seltenheit war hier im Balkan, wie wir später von Einheimischen erfuhren. Nach einem weiteren steilen Anstieg zum Mavrovosee ging es gestärkt nach einem Espresso und einer unglaublich süßen Baklava die 1.000 Hm bergab Vollgas Richtung Skopje. Wir ließen es so richtig krachen und schossen die Straßen hinunter als gäbe es kein Morgen mehr. Angekommen in Skopje waren wir überwältigt von der pompösen Altstadt und deren Bauten, hier mussten wir einfach einen Pause- bzw. Sightseeing-Tag einlegen. Es gab jede Menge zu sehen und so verbrachten wir den nächsten Tag mit der Erkundung der nordmazedonischen Hauptstadt, ihrer Küche und den vielen Sehenswürdigkeiten. Einigermaßen ausgeschlafen und gestärkt nahmen wir die nächste Tagespassage in Angriff. Über 1.500 Hm lagen vor unserem Tagesziel – Prizren im Kosovo. Am späteren Nachmittag kamen wir in Prevalac, einem hohen Gebirgspass, an. Spontan beschlossen wir den Abend hier zu bleiben. Wir schoben unsere Räder einen alten, steilen Schafsweg den Berg hinauf, um den perfekten Platz für die Nacht zu finden. Es stellte sich dann schnell heraus, dass es am Berg gar nicht so einfach war, ein paar Quadratmeter ebene Fläche für unser Zelt zu finden, wer hätte damit gerechnet? Und da war sie, unsere erste Nacht unter freiem Himmel. Die Sonne verabschiedete sich langsam am Horizont und als die Temperaturen sanken, verkrochen auch wir uns in unseren Schlafsäcken. Eine vorbeiziehende Schafsherde riss uns am nächsten Morgen etwas unsanft aus unseren Träumen. Nach einem ausführlichen Frühstück und dem Zusammenpacken unserer Habseligkeiten, preschten wir in bester Gravelmanier über die steilen Wiesen und Wanderwege auf die Hauptstraße zurück. Verdammt war das cool, dachten wir uns, so könnte jeder Morgen starten! Vielleicht ohne Schafe das nächste Mal. Gut eineinhalb Stunden und wiederum viele Downhillmeter später kamen wir vor Mittag in Prizren an, eine der wenigen Städte im Kosovo, die vom Krieg verschont geblieben ist. Mit prunkhaften Moscheen und einem großen Ortskern lädt sie zum Verweilen und Flanieren ein. Nach dem obligatorischen leckeren Espresso, den es zu unserer Überraschung im ganzen Balkan gibt, und einem gut gefüllten Schokoladencroissant entschieden wir uns für die Weiterfahrt am späten Nachmittag. Die Landschaft veränderte sich und wir ließen die besiedelten Gebiete hinter uns. Lange Schotterstraßen zogen sich über endlos scheinende Felder. Es dämmerte schon und mit den letzten Sonnenstrahlen fanden wir einen kleinen Bauernhof, der uns ein Zimmer zum Übernachten anbot. Früh am Morgen führte uns unsere Route nach Peja. Kaum zu glauben, aber die vielen Statuen von Soldaten und Helden des Krieges gaben der Stadt ihr eigenes Flair und ließen nicht vergessen, welche Dramen sich hier um 1999 abgespielt haben müssen. Mit Peja verließen wir am nächsten Tag die letzte größere Stadt im Kosovo, bevor es nach Montenegro ging. Der Kula Pass schlängelt sich hinauf bis zur Grenze. Entschädigt für die steilen Passagen hat uns ein grandioser Weitblick und eine lange Abfahrt nach Rožaje. In einem schmuddeligen Hinterhof schlagen wir unser Zelt auf und fiebern bereits dem nächsten Morgen entgegen. Es war bitterkalt in der Früh und wir kamen nur langsam in Bewegung, doch mit den ersten Sonnenstrahlen kamen auch unsere Kräfte zurück. Wir waren etwas nervös, denn es stand die Einreise nach Serbien an. Da der direkte Grenzübertritt vom Kosovo nach Serbien problematisch ist, haben wir uns entschieden über Montenegro einzureisen, was sich dann auch als goldrichtige Entscheidung herausstellte. Von Serbien hatten wir keine Vorstellungen bzw. auch keine großen Erwartungen. pagina #16 www.biciclettadacorsa.de

pagina #17 Und wie so oft im Leben wird man vom Gegenteil überzeugt. Die kommenden zwei Tage waren eines unserer absoluten Highlights. Wir passierten eine Hochebene, auf der wir fast zwei Tage lang radelten. Einfach unerwartet, entschleunigend und malerisch schön. Unsere Blicke schweiften in die Ferne und so genossen wir jeden Kilometer dieses Abschnitts in vollen Zügen. Wir wollten wieder draußen schlafen, der Natur ganz nah sein und darum deckten wir uns in Tutin mit den entsprechenden Lebensmitteln ein, die für ein Abendessen und Frühstück reichen sollten. Die meiste Zeit ernährten wir uns von regionalem Gemüse, Feta und Brot. Zum Frühstück gab es fast immer ein Müsli mit Früchten und nach ein paar Stunden dann Frühstuck Nummer 2, das aus Espresso und Schokocroissant bestand – lecker. Für zwischendurch hatten wir immer ein oder zwei Tüten Haribo dabei, die nicht nur den Blutzucker, sondern vor allem auch die Stimmung in die Höhe schießen ließen. Die Nacht verbrachten wir wieder in unserem Zelt, auf einer einsamen Wiese, hoch oben auf einem Plateau gefühlt im nirgendwo. Bis auf zwei Bauern, die noch ihr Vieh zusammentrieben, sahen wir keine Menschenseele. Als würde die Sonne nur für uns untergehen, saßen wir vor unserem Zelt, genossen unser Abendessen und verspürten zum ersten Mal seit Aufbruch der Reise einen Hauch von absoluter Zufrieden- und Gelassenheit. Von Sjenica führte uns die nächste Etappe nach Bosnien und Herzegowina. Die Straßen waren in perfektem Zustand und wir bewegten uns meist auf einer Höhe zwischen 1.000 und 1.200 Metern, was den netten Nebeneffekt von kilometerweiter Fernsicht mit sich brachte. Über den Tag hinweg veränderte sich das Landschaftsbild stetig und die weiten flachen Ebenen wurden immer enger und bergiger. Die letzten Kilometer fuhren wir an einem Flussbett entlang, das eingebettet in Felsformationen stark an Italien erinnerte. In Višegrad, das zu Recht Weltkulturerbe ist, angekommen, entschlossen wir uns nach acht Tagen und vielen hunderten Kilometern in den Wadeln, einen Ruhetag einzulegen. Wir erkundeten die Stadt mit der markanten Brücke am darauffolgenden Tag und kamen mit den Einheimischen ins Gespräch. Wir erfuhren, dass sehr viele Einheimische in den 1990er Jahren vertrieben wurden oder geflüchtet sind, was dem Bürgerkrieg in Bosnien und Herzegowina geschuldet war. Bereits am Vortag änderte sich unsere Reiserichtung von Norden auf Süden. Und so kam es, dass wir weiter südlich Richtung Foča fuhren. Wie Višegrad war auch Foča ein Teil der Republik Srpska. Sie ist eine Entität von Bosnien und Herzegowina und wird fast ausschließlich von Serben bewohnt…ja ganz schön kompliziert, oder? Auch hier waren die Spuren des Krieges noch zu erkennen. Man musste aber schon ganz genau hinsehen, um die überputzen Einschusslöcher in den Wohnhäusern zu erkennen. Wir hatten bereits einen Großteil unserer Balkanrunde hinter uns gelassen und wussten, dass jetzt die richtig harten Brocken kommen würden, die vielen Höhenmeter. Wir hielten unseren Kurs bei und steuerten weiter südlich, nächster Stopp war der Durmitor Nationalpark. Nach einem langen Tag im Sattel erreichten wir den Eingang des Nationalparks, der sich auf einer Höhe von 1.500 Metern befand. Wir deckten uns im kleinen Dörfchen Plužine noch mit Lebensmittel für die kommenden zwei Tage ein, da wir nicht genau wussten, was uns erwarten würde. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass wir an kein Wasser kommen würden. Bis zu diesem Zeitpunkt war Wasser überhaupt kein Problem. Entweder tranken wir aus den unzähligen Brunnen und Bächen oder wir fragten ein paar Einheimische, ob wir unseren Wasservorrat bei ihnen auffüllen durften. Doch auf der trockenen Hochebene war es weder um Brunnen noch um Einwohner gut bestellt. Glücklicherweise trafen wir auf einer Wiese einen Einheimischen, der eine Art Bar für die ansässigen Bauern und Hirten bewirtete. Der alte Holzverschlag sah nicht gerade einladend aus, jedoch hatte er einen kleinen Ofen drin und genugAlkohol, dass einem nicht so schnell kalt werden wurde. Bei Sonnenuntergang saßen wir eingepackt in Daunenjacke und Mütze neben der Holzbar und genossen unser wohlverdientes Abendessen. Die Stimmung an diesem Abend war ganz besonders friedlich und kurz bevor wir uns in unsere Schlafsäcke verkriechen wollten, saßen bereits ein paar einheimische Hirten und Landwirte neben uns und luden uns auf ein Bierchen ein. Und obwohl wir uns nicht verständigen konnten, wurde es noch ein richtig geselliger Abend. Die Nacht war kalt, sehr kalt sogar. Wir hatten so gut wie alles an, was wir dabei hatten - wer hätte damit gerechnet? Vor ein paar Tagen hatte es noch 40° Grad und jetzt waren es gefühlte Minusgrade. Ich war froh als es endlich Morgen wurde, und die Sonnenstrahlen die ersehnte Wärme brachten, um in einen neuen Tag zu starten. Wieder standen viele Höhenmeter auf dem Programm, wir waren gespannt was uns wohl erwarten würde. Wir wurden nicht enttäuscht: Den Durmitor Nationalpark zeichnen schroffe Felsformationen und spitze Berggipfel aus, ganz anders als der restliche Balkan. Auf unseren Rädern hatten wir die perfekte Reisegeschwindigkeit, um die umliegende Natur zu bewundern und die vielen Eindrücke wahrzunehmen. Das Wetter wurde leider im Laufe des Vormittages immer schlechter und so beschlossen wir, den Nationalpark schnell hinter uns zu lassen und weiter nach Nikšić zu fahren. Bereits bei der Abfahrt fing es zu nieseln an und wir waren froh über unsere Entscheidung. Kaum in Nikšić angekommen, begann es aus Kübeln zu schütten. Nach einem kurzen Check des Wetterberichts war klar, an ein Weiterfahren war heute und morgen nicht zu denken. So wurde der nächste Tag gezwungenermaßen ein weiterer Ruhetag. Nach fast drei Wochen auf dem Rad gönnten wir uns ein Appartement mit Fernseher und Couch. Oh, ich kann euch gar nicht sagen was das für ein Gefühl war, nach so langer Zeit endlich wieder Mal so richtig den Couch-Potatoe raushängen zu lassen! Wir verbrachten geschätzt den ganzen

pagina #18 www.biciclettadacorsa.de Tag mit Essen und Chillen. Da es wirklich den kompletten nächsten Tag regnete, hatten wir auch kein schlechtes Gewissen dabei. Am Tag darauf hatte der Starkregen zwar abgenommen, nass war es aber noch immer und die Wettervorhersagen ließen nichts Gutes erhoffen. Nach etwas hin und her kamen wir dann doch noch in die Gänge und wir entschieden uns für die riskante Weiterfahrt. Es lag eine ganz besondere Tagesetappe vor uns: Zwei Grenzen mussten passiert werden, bevor wir endlich das Meer in Kroatien erblicken würden. Die ersten Kilometer waren schön zu fahren, immer mit dem Blick auf den künstlich angelegten Slano See. Die Gegend wurde karger und bis auf die Hauptstraße war nicht viel von Zivilisation zu erkennen, auch das Wetter wurde rauer und es begann immer wieder etwas zu nieseln. Als wir an der Grenze zu Bosnien und Herzegowina ankamen, begann es richtig zu stürmen. Zum Glück hatten die Zöllner Mitleid und ließen uns rasch passieren. Wir zogen wieder mal alles an, was wir dabei hatten, aber es war trotzdem noch kalt. Das war nicht zuletzt den 600 Downhillmetern geschuldet, die vor uns lagen. Nach gut 20 Minuten kamen wir ziemlich verfroren in Lastva an. Nachdem sich das Wetter endlich gebessert hatte, legten wir hier unsere erste Pause ein. Die kleine Ortschaft liegt verträumt an einem kleinen See, wo eine mediterrane Brise wehte, bei angenehmen 25 Grad. Wir ließen uns nicht zweimal bitten und bereiteten direkt am See unser Mittagessen zu. Die Berge ließen wir langsam hinter uns und fuhren weiter Richtung Meer. Es war kurz vor halb sechs, wir hatten bereits über 100 Kilometer auf dem Buckel, als wir die erste Meeresbrise riechen konnten. Es war ein unglaublich erleichterndes Gefühl, nach den vielen Tagen im Hinterland endlich wieder am Meer anzukommen. Wir ließen den Abend auf einem Campingplatz in Mlini bei Wein und vegetarischen Tortillas ausklingen. Die Touri-Hochburg Dubrovnik konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, darum radelten wir gleich amMorgen zur berühmten Hafenstadt und genehmigten uns ein leckeres Frühstück. Dubrovnik hat schon etwas Besonderes, die Altstadt hinter den dicken Gemäuern bietet einiges zu sehen. Es ging für uns weiter Richtung Süden, die Bucht von Kotor war unser nächstes Ziel. Doch nach einem Zwischenfall mit einer unvorsichtigenAutofahrerin, der zumGlück glimpflich ausging, entschieden wir uns, den Tag frühzeitig zu beenden. Am Strand streckten wir noch die Füße in den Sand und gönnten uns zwei Bierchen zur Feier des Tages. Am nächsten Morgen saß der Schock des Beinahe-Unfalls noch tief in Simones Knochen, dennoch versprach der Tag ein guter zu werden. Wir fuhren die gesamte Bucht von Kotor entlang und staunten über die malerischen kleinen Dörfchen, die eingekesselt zwischen dem Meer auf der einen und den Bergen auf der anderen Seite waren. Eine Szenerie wie ich sie selten gesehen habe und wohl der Traum jedes Radreisenden. Über einen letztenAnstieg verließen wir Kotor, passierten das extrem touristische Budva und kamen spät in Sveti Stefan an. Wir nutzten die letzten Sonnenstunden, um eine kleine Bucht zu besuchen, in der außer einem kleinen Restaurant nichts und niemand zu sehen war. Im Nu tauschten wir Rad gegen Badehose und sprangen nach einem langen, harten Arbeitstag auf dem Rad ins wohl verdiente montenegrinische Meer. In der darauffolgenden Nacht machten wir kein Auge zu, denn der Wind blies unerbittlich über die Felsklippe, an der wir unser Zelt aufgestellt hatten. Wie schön wäre es doch jetzt auf der Couch, dachten wir uns. Wir ließen am nächsten Morgen das Meer und damit auch die wunderschöne Küste hinter uns und bogen wieder Richtung Hinterland ab. Die nächsten zwei Tage verbrachten wir auf den Straßen entlang des Shkodra Sees, der uns nach Shkodra führte. Die gut ausgebauten Straßen schlängelten sich hoch über den See entlang und boten einen grandiosen Weitblick. Nach einer ungewollten Abkürzung durch die Botanik, die wir aber mit unsern Gravelskills ohne Probleme meisterten, kamen wir gut gelaunt in der Stadt an. Somit waren wir auch zurück in unserem Ausgangsland, Albanien. Wir gönnten uns nochmal einen Tag Ruhe am See um Kraft zu tanken für unsere letzte große Etappe, die uns in den Nationalpark Theth führen sollte. Es kam wieder einmal ganz anders als gedacht. Simone kämpfte zwei Tage mit einer hartnäckigen Magenverstimmung und an ein Weiterfahren war nicht zu denken. Ihre Lebensgeister kamen langsam wieder zurück und mit ihnen auch ihr Kampfgeist. So nahmen wir die bevorstehenden 1.800 Höhenmeter in Angriff. Normalerweise wären die paar Höhenmeter kein Problem für sie, aber zwei Tage ohne Essen hinterließen ihre Spuren. Sie kämpfte und nach einem langen Tag standen wir fertig, aber glücklich auf dem Pass, der uns nach Theth führte. Nach einer kleinen Stärkung auf der Passanhöhe fuhren wir bis an das Talende des Nationalparks. Der nächste Tag sollte wieder ein Ruhetag werden, doch wir hatten die Rechnung nicht mit unserem Ehrgeiz – oder unserer Dummheit - gemacht. Bereits am Vortag bei der Abfahrt vom Pass war uns ein sehr markanter Berg ins Auge gestochen, der Arapi, auch albanisches Matterhorn genannt. Und so kam es, dass wir an unserem Ruhetag mit Fahrradschuhen und einem behelfsmäßig gebauten Rucksack den 2.270 Meter hohen Gipfel erklommen. Sichtlich geschlaucht und etwas dehydriert - wir hatten viel zu wenig Wasser mit - verbrachten wir den Abend in einer der vielen kleinen Pension in Theth. Wir plauschten etwas mit den Einheimischen über den Weg, der südlich aus dem Nationalpark führte. Wir wussten, dass die super neue Passstraße lediglich von Norden nach Theth führte. Und wir wussten auch, dass die südliche Straße etwas holprig werden sollte. Doch wir hatten absolut keine Ahnung, was uns am nächsten Tag tatsächlich bevorstehen sollte…

pagina #19 Der Morgen startet gleich Mal mit einer heftigen Gravelpassage, die uns über alte Wanderwege führte. Was anfangs noch ganz lustig war, entwickelte sich immer mehr zu einemAlpinen Steig. Der Weg wurde immer schmaler und steiler, so dass wir unsere Räder des Öfteren schieben, über große Steine oder auch Steilpassagen nach unten tragen mussten. So vergingen die ersten 1,5 Stunden nicht gerade wie im Flug und zehrten bereits früh morgendlich an unseren Kräften. Doch das war erst der Anfang eines langen Tages, der uns viel Schweiß, Blut und Nerven abverlangte. An Radfahren war kaum mehr zu denken und so wurde „Radgeschoben“. Ab und zu kamen uns massive Allradgefährte entgegen oder Endurofahrer, die uns verdutzt ansahen oder bewundernd anfeuerten. Nach etlichen Stunden des Kampfes erreichten wir endlich den höchstgelegenen Punkt. Erst jetzt wurde uns richtig bewusst, wo wir waren. Kilometerweit war nichts außer Berge und Wald zu sehen, wunderschön und zugleich Angst einflößend, da noch viele weitere Kilometer vor uns lagen und sich unsere Kräfte allmählich dem Ende neigten. Viele, viele Höhenmeter mussten vernichtet werden und so kamen wir nur langsam voran. Auf der verblockten Straße war das abwärts fahren fast so schlimm wie aufwärts. Wir hatten riesigen Hunger, waren durstig und eigentlich total fertig. Und so verkrochen wir uns mit dem letzten Tageslicht in unserem Zelt, das wir ganz unromantisch neben der Straße auf der erstbesten kleinen Lichtung aufstellten. Die Nacht wird mir noch lange in Erinnerung bleiben, denn ich verbrachte sie fast ausschlich außerhalb des Zelts, auf dem Donnerbalken, der keiner war. Am nächsten Morgen hatte ich weder die Kraft, um aufzustehen, geschweige denn unser „Lager“ zusammen zu packen. So blieb alles an Simone hängen, sie hievte mich auf mein Rad und wir fuhren so in Richtung des nächsten Dorfes. Nach einer erholsamen Nacht in einem schönen Hotel mit Klimaanlage war ich fast wieder der Alte. Und so kam es, dass wir noch zwei Etappen vor uns hatten, bevor sich der Kreis, unsere Tour de Balkan, schließen würde. Vorbei an Tirana fuhren wir über den Tirana-Elbasan Highway, der den Bergen entlang folgt, in Richtung unseres Ausgangspunktes vor gut vier Wochen. Was für ein emotionaler Moment, als wir die vielen Serpentinen bergab rollten und sich vor uns langsam Elbasan aufbaute. Die Erleichterung war zu spüren nach den anstrengenden Tagen in den Bergen, die sehr an unserer Substanz geknabbert haben. Aber zugleich war es auch Wehmut und die Gewissheit, dass sich dieses unglaubliche Abenteuer langsam dem Ende zuneigte. Jetzt sitze ich hier seit ein paar Stunden und versuche das Nötigste unseres Abenteuers komprimiert und zugleich umfänglich auf Papier zu bringen. Ich könnte noch ewig schreiben, so viele Geschichten und Anekdoten haben leider keinen Platz mehr, obwohl sie es so wert wären. So viele Menschen haben uns auf der Reise geholfen. Wir durften ganze Familien kennenlernen. Viele haben uns zum Essen eingeladen, auf einen Kaffee oder einen Abend voller Geschichten und bester Gesellschaft. Sie halfen uns, wenn wir ein Problem hatten, reparierten unserer Räder, ohne dass wir uns verständigen konnten. Wir hatten eine unglaubliche Reise und durften tolle Menschen kennen lernen. In vieler Hinsicht wurden uns die Augen geöffnet und viele Vorurteile nicht nur widerlegt, sondern regelrecht vernichtet. Mit dem Rad zu reisen ist etwas ganz besonders, es bringt die Menschen zusammen, man spürt, riecht, fühlt Dinge, erlebt Situationen, die sich sonst so nie ergeben hätten. Egal wie weit, wohin oder wie lange - diese Art zu Reisen ist einzigartig, herausfordernd und entschleunigend zugleich. Jeder sollte es einmal ausprobiert haben, es lohnt sich definitiv. Wir sind froh, dieses Abenteuer gemacht zu haben. Ohne Vorkenntnisse, ohne viel zu wissen, was uns erwarten würde, sind wir gestartet und würden es jederzeit wieder machen. Quick Facts zu unserer Reise „Tour de Balkan“  Sieben Länder durchfahren (Albanien, Nord Mazedonien, Serbien, Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Kroatien)  6 verschiedene Währungen  40 Grad Temperaturunterschied  26 Tage auf dem Rad  1.600 zurückgelegte Kilometer und 24.000 Höhenmeter  Wildcampen war kein Problem  Budget 1.300€  10 Platten

pagina #20 www.biciclettadacorsa.de HELDEN DES RADSPORTS Fotos: Gustav Willeit / Freddy Planinschek / Sportograf Text: Julia Dobler Der Held – er zeichnet sich laut Duden durch kühne Taten in Kampf und Krieg aus. Im Radsport bedeutet dies wohl, dass Medaillen, Erfolge und Rekorde sein Palmarès zieren. Wie kann Michil Costa, der ebendiesen ellenlangen, radsportlichen Erfolgs-Lebenslauf nicht vorweisen kann, trotzdem ein Held des Radsports sein? Ganz einfach: Der Duden bietet noch weitere Definitionen eines Helden an, von denen besonders die zwei folgenden auf Herrn Costa zutreffen: Ein Held stellt sich unerschrocken und mutig einer schweren Aufgabe; er vollbringt eine außergewöhnliche Tat, die ihm Bewunderung einbringt. Ein Held ist jemand, „der auf seinem Gebiet Hervorragendes, gesellschaftlich Bedeutendes leistet.“

„Jahrelang habe ich versucht, meine Mitmenschen zu sensibilisieren: ‚Schauts, die Murmeltiere brauchen ihre Ruhe auch am Campolongo Pass, lassen wir doch keine Motorräder mehr vorbei, das stört das Wild und die Natur.‘ Bewirkt hat das nichts. Das hat mich an den Punkt gebracht, dass die meisten Menschen einzig und alleinmit Geld zu sensibilisieren sind“, erzählt Michil Costa im Interview. „Als ich dann gefragt wurde, ob ich Präsident der Maratona dles Dolomites werdenmöchte, habe ich das als Chance begriffen, den Gastwirten zu zeigen, dass eine Sperrung der Dolomiten für den Auto- und Motorradverkehr auch ökonomisch funktioniert.“ Und hier wären wir nun beimHervorragenden, Außergewöhnlichen, das Michil Costa zumHelden des Radsportsmacht: Seiner Initiative und Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass die Straßen der Dolomiten zumindest ein paar Tage im Jahr für den motorisierten Verkehr gesperrt sind. Der bekennende Naturliebhaber hat eine ebenso klare Meinung zumAnreiseverkehr: „Es ist schrecklich, dass zur Maratona die Teilnehmer allesamt in ihren Privatfahrzeugen anreisen, das lässt sich mit unserem Grundgedanken nicht vereinbaren. Wenn wir Autobahnen hätten durch Alta Badia und die Dolomiten, und wenn wir mehr Betten hätten, dann hätten wir vielleicht auch 30.000 Teilnehmer. Da wir aber nur 15.000 Betten haben, sind 8.500 Radfahrer da – und diese 15.000 Betten müssen gefüllt werden. Ich bin ein Träumer, aber auch pragmatisch: Es stehen zu viele Hotels da, es stehen zu viele Betten da, und diese Betten sollen dann wenigstens mit Radfahrern gefüllt werden.“ Ohne Umschweife nimmt er die Politik in die Pflicht, trägt seine Vorstellung eines umweltverträglichen Tourismus für die Dolomiten vor: Eine große Tiefgarage in Bruneck und dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Alta Badia: „In St. Moritz funktioniert das schon seit Jahrzehnten, warum also nicht bei uns? Es braucht einfach Visionen! Das Geld für solche Projekte bekommt man dann immer zusammen.“ Die Maratona dles Dolomites verfolgt aber noch ein weiteres Ziel: Sie soll den Menschen Freude bereiten. Und diese Aufgabe ist die zweite, die Michil Costa in Fleisch und Blut übergegangen ist. Seine Eltern Annie und Ernesto eröffnen 1956 das Hotel La Perla in Corvara, das mittlerweile von den Brüdern Michil, Mathias und Maximilian geführt wird. Allein beim Surfen auf der Website bekommt man einen Eindruck davon, dass die Costas in ihrem Betrieb manche Dinge anders machen wollen – kein großer „Buchen“ Button, dafür „jeden Tag eine neue Geschichte“. Michil Costa erklärt, warum das so ist: „Ich glaube es ist ganz einfach, und ich wundere mich, warum es nicht mehr Hotels so machen: Tourismus ist ein Geschäft, aber der Gast ist keine Brieftasche. Und er will auch nicht als Brieftasche behandelt werden.“ Es geht um einen wertschätzenden Umgang den Menschen, aber auch der Umwelt gegenüber: „Glück hat auchmit dem Ambiente zu tun, in demman sich gerade befindet und in dem man leben darf. Und ich lebe in einem wunderschönen Gebiet, darf einen wunderschönen Beruf ausüben, in dem ich die Menschen in der wichtigsten Zeit ihres Jahres – ihrem Urlaub – begleiten darf.“ Dabei legt er, der oftmals aneckt mit seinen Ideen – sowohl bei Politik als auch manchmal in der eigenen Familie - größten Wert auf Authentizität: „Tourismus ist ja nicht authentisch, Tourismus ist ein Produkt, das so geschaffen wurde – zumindest in den letzten 30 Jahren. Deshalb versuche ich, die Authentizität so gut es geht zu erhalten: Mein Enthusiasmus ist Rockmusik, und deshalb läuft auch bei uns im Haus Rockmusik, weil ich sie einfach liebe. Wenn ich einen Hauch Authentizität haben möchte als Mensch und als Gastwirt, dann muss ich meine Linie gehen. Der Gast, der das akzeptiert, wird Freude damit haben. Und der, der das nicht akzeptiert, der muss sich ein anderes Hotel aussuchen. Es gibt genügend wunderschöne Hotels in Südtirol und in Alta Badia. Bei uns ist es halt so.“ Dabei sieht er keinenWiderspruch darin, sowohl Rebell als auch Bewahrer zu sein: „Man kann ein Revoluzzer sein und trotzdem mit delikaten Sachen sanft umgehen. Frank Zappa zum Beispiel war eines der größten Genies des 20. Jahrhunderts. Er war in seiner Arbeit sehr genau, sehr penibel aber trotzdem extrem revolutionär im Kopf.“ So zuhause er heute im La Perla und in den Dolomiten ist, so stark zog es ihn in seiner Jugend in die weite Welt hinaus: „Ich hatte eine wilde Jugend, ich wollte nicht in Corvara leben, ich wollte nach London oder New York. Ich wollte Punker werden, ich wollte Mick Jagger kennenlernen. Mein Vorbild waren die Sex Pistols!“ Irgendwann realisierte er, dass sein Leben ein schnelles Ende finden könnte, wenn er so weitermachte. „Ich bin radikal umgepolt, habe danach alles an Extremsport betrieben, was ging. Die schwierigsten Wände der Dolomiten bin ich geklettert, 650 Sprünge aus 4.000 Metern mit dem Fallschirm bin ich gesprungen, und bis zu 100 Meter tief getaucht imMeer. Und dann hab ichmir gedacht, man kann vieles erreichen im Leben, wenn man dazu bereit ist, immer wieder die Meinung zu ändern und wenn man sich nicht einfach immer in ein genaues Schema einordnen lässt.“ Und das kann ohne Übertreibung von Michil Costa gesagt werden: In ein Schema F lässt er sich nicht einpassen: Erfolgreicher Hotelier und Gastgeber mit absoluter Leidenschaft für den Beruf, Präsident des Maratona dles Dolomites, streitbarer Naturliebhaber und Visionär, Wohltäter. „Es geht nicht darum, die Menschen zu belehren! Ich bin ein sehr glücklicher Mensch, mir ist aber bewusst, dass es einfach Glück war, hier geboren worden zu sein. Und es geht mir einfach besser, wenn ich etwas Gutes tun darf, wenn ich etwas von meinemGlück zurückgeben kann. Das relativiert auch viele alltägliche Probleme. Deshalb habenmeine Familie und ich die Costa Family Foundation gegründet, die unterschiedliche Projekte in Afrika, Afghanistan, Indien oder Nepal fördert.“ ImGespräch bekommt man den Eindruck, dass dieses Füllhorn an Aufgaben nicht Beruf, sondern Berufung für ihn ist: „Viele sagen, dass ich mir meine philosophische Herangehensweise ja einfach leisten kann. Ich sehe das aber genau umgekehrt: Man muss zuerst philosophisch sein und die richtigen Fragen stellen, dann läuft es auch im Geschäft.“ Und trotzdem - selbst für Michil Costa gibt es ein Leben „nach der Arbeit“: „Wenn ich aus dem Hotel raus bin, dann gibt es die Arbeit für mich nicht mehr. Dann gibt es nur mehr die Berge, meine Frau, die Liebe, und die wunderschönen Blumen, die ich gestern gesehen habe. Es ist traumhaft hier, wie kann man da nicht glücklich sein?“ Vielleicht ist Michil Costa kein Held im klassischen Sinn – ein Mensch, der gesellschaftlich Bedeutendes zu leisten versucht, allemal. pagina #21 www.biciclettadacorsa.de „Vielleicht liebe ich die Natur zu sehr“ M I C H I L C O S T A

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzk0ODY=