Bicicletta da Corsa - Venti

pagina #28 www.biciclettadacorsa.de TEXT . MARTIN BUDWEISER FOTO . DANIEL ZANGERL Am verlängerten Wochenende wollen wir in die Region Tirol West, ummit unseren Rennrädern ein paar Trainingskilometer zu absolvieren. Es wird sich nun raus stel- len, ob die Vorbereitung bei uns, imhügeligen Umland von Zürich, ausgereicht hat. Es warten die schönsten Pässe der Alpen im Dreiländereck Österreich, Italien, Schweiz auf uns. Als Quartier haben wir uns für den Jägerhof entschieden. Das 4- Sterne-Hotel ist Mitglied bei „Roadbike Holidays“ – somit werden wir auf kompe- tente Ansprechpartner vor Ort treffen und können sicher sein, dass wir und unsere Rennräder bestens untergebracht sind. Da wir die Region zum ersten Mal erkun- den, sind ein paar Insidertipps sicherlich hilfreich. Für den ersten Tag haben wir uns eine Tour ausgesucht, die „die Spreu vomWeizen trennt“, so zumindest die Aussage von Andreas Traxl, demBike-Guide des Hauses. Die Route ist in der Info-Mappe als Ofenpass Runde bezeichnet. Die Details treiben mir bereits den Schweiß auf die Stirn: 215 Kilometer und 3.890 Höhenmeter. Ich vertraue aber voll und ganz auf meine intensive Vorbereitung und schwinge mich gut gelaunt aufs Rennrad. Ein kleiner Anreiz ist auch die Tatsache, dass wir sowohl durch die Schweiz als auch durch Italien fahren werden –wer kann schon behaup- ten, drei Länder an einem Tag mit dem Rennrad befahren zu haben? Die Tour be- ginnt leicht ansteigend – perfekt also, um sich die Beine warm zu radeln. Von Landeck führt die Straße Richtung Finstermünzpaß und weiter durch die traum- hafte Landschaft des unteren Engadin. Bei Zernez haben wir bereits 80 Kilometer hinter uns gebracht, als wir ins Val Müstair abbiegen, um demOfenpass entgegen zu strampeln. Dieser Streckenabschnitt hat es wirklich in sich. Der höchste Punkt der Tour auf 2.110 Meter über Null muss hart erkämpft werden. Mit schmerzenden Oberschenkeln und brennender Lunge erreichen wir schließlich den Scheitelpunkt des Passes. Ja, die Topografie ist hier doch anspruchsvoller als zuhause, aber dafür ist das Hochgefühl auch intensiver. Wir nutzen die Verschnaufpause, um die um- liegende Berglandschaft in uns aufzusaugen und wieder zu Kräften zu kommen. In der Ferne sehen wir die Gipfel des Piz Nair (3.010 m) und des Piz Daint (2.959 m). Der Energieriegel, den wir im Hotel mit auf den Weg bekommen haben, erfüllt auch seine Pflicht und so sind wird gestärkt für die lange Abfahrt, die uns bevor- steht. Auch wenn sich die Beine dabei entspannen dürfen, müssen wir uns voll konzentrieren. Die Straße schlängelt sich zum Teil in engen Kurven den Berg hi- nunter und auch den Straßenverkehr müssen wir im Auge behalten. Nach 25 Kilo- metern ist der Sinkflug beendet und ich bin froh, meine Arme ausschütteln zu können – auch das Bergabfahren will gemeistert werden. Ein kurzer Blick auf die GPS-Daten und das Höhenprofil verrät uns, dass der nächste Anstieg gleich wieder bevor steht. Wir beschließen daher, in dem gemüt- lichen Ort Mals eine Pause einzulegen. Etwas abseits der Hauptstraße finden wir TIROL WEST – SPREU ODER WEIZEN?

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